Alles, was wir machen, schenken wir der Stadt

03.06.2017

Über den jüngsten Projektabschluss des Verschönerungsvereins – drei Murmelbahnen auf dem Enzblick – freuen sich der Vorsitzende Veit Kibele (re.) und sein Stellvertreter Albrecht Münzmay. Foto: Deeg
Über den jüngsten Projektabschluss des Verschönerungsvereins – drei Murmelbahnen auf dem Enzblick – freuen sich der Vorsitzende Veit Kibele (re.) und sein Stellvertreter Albrecht Münzmay. Foto: Deeg

Spätestens beim Sichten der Bilder für die im Herbst geplante Ausstellung anlässlich des 125-jährigen Bestehens ist den Verantwortlichen des Verschönerungsvereins Mühlacker klargeworden: „Verstecken brauchen wir uns nicht.“ So jedenfalls formuliert es der ehemalige Vorsitzende und amtierende stellvertretende Vorsitzende Albrecht Münzmay.

Mühlacker. Die Ausstellung soll Projekte zeigen, die der Verein in den vergangenen Jahren umgesetzt hat. Und da gibt es – neben dem Mammutprojekt Burgsanierung – noch eine ganze Menge mehr: etwa die Kleinkinderrutsche auf dem Spielplatz in den Enzgärten, die Hochwassermarken, der Flößerbrunnen in Dürrmenz oder das Blumenbeet an der B10 sowie die vielen Postkarten, die man über die Webseite des Vereins ganz einfach per E-Mail verschicken kann. Nun ist ein weiterer Projektabschluss gelungen: drei Kugelbahnen für die Enzgärten – also eine Neuauflage der beliebten Gartenschau-Spielgeräte. Damit beschenkt der Verschönerungsverein in seinem Jubiläumsjahr die Stadt Mühlacker und seine Einwohner einmal mehr. „Alles was wir machen wollen, müssen wir finanzieren können“, erklärt Albrecht Münzmay – dennoch sei man manchmal flexibler als die Stadt. Etwa dann, wenn es darum geht, schnell ein Buch aus einem Antiquariat zu kaufen. „Das machen wir dann oft“, so Münzmay. Denn solche Angebote gebe es nur kurz – und bis es durch die Gremien der Stadt, inklusive Gemeinderat, sei, verstreiche oft zu viel Zeit. Generell sei die Zusammenarbeit mit der Stadt harmonisch und konstruktiv. „Das liegt vielleicht daran, dass der Stadtbaumeister automatisch im Verein mitwirkt“, erwägt Münzmay angesichts der Vereinsstrukturen.

Die Verantwortlichen beim Verschönerungsverein wollen ein breites Spektrum der Bevölkerung erreichen – und Identifikationsbasis sein für alle, die in der Stadt sesshaft werden. „Wir wollen Mühlacker attraktiver und noch liebenswerter machen“, beschreibt der Vereinsvorsitzende Veit Kibele die Ziele. Daher sei es wichtig, alle zu erreichen. „Mit 60 hat man sein Haus abbezahlt und vielleicht Zeit, sich der Kunst zu widmen“, sagt Kibele, „mit Mitte 30 hat man vielleicht zwei kleine Kinder und schlichtweg andere Bedürfnisse.“ Beiden Anliegen möchte der Verein, der rund 80 Mitglieder und ebenso viele Förderer zählt, gerecht werden.

Bunte Eier, wohin das Auge reicht: In den jahren 1997 bis 2008 hat der Verschönerungsverein einen Ostereiermarkt veranstaltet.
Bunte Eier, wohin das Auge reicht: In den jahren 1997 bis 2008 hat der Verschönerungsverein einen Ostereiermarkt veranstaltet.

Dabei müssen es nicht immer teure Schenkungen sein, sondern manchmal auch ein kleiner Anstoß. „Aus dem Erlös des Ostereiermarkts haben wir vor einigen Jahren angefangen, Blumenzwiebeln zu pflanzen“, erinnert sich Münzmay. Im Gemeinderat wurde das als gut und nachahmenswert empfunden – und bald darauf stand von städtischer Seite im Haushalt mehr Geld für Pflanzungen zur Verfügung.

Fast seit Anfang an im besonderen Fokus: die burgruime Löffelstelz
Fast seit Anfang an im besonderen Fokus: die burgruime Löffelstelz

Doch das Wichtigste für den Verein ist nach wie vor die Burgruine Löffelstelz. Kein Wunder: Schließlich hängt die Gründung des Vereins im Jahr 1892 unmittelbar mit einem damals drohenden Verfall des markanten Bauwerks zusammen. Wobei sich über das Gründungsdatum streiten lässt: Einen Eintrag ins Vereinsregister gab es erst im Jahr 2010. Bis dahin habe man zwar schon das Wort „Verein“ im Namen geführt, sei aber eigentlich ein loser Zusammenschluss gewesen. Man habe Spender, aber keine Mitglieder gehabt. Die Eintragung im Vereinsregister bedeutet für die Verantwortlichen nun mehr Sicherheit. „Wäre davor etwas schiefgegangen, hätte jeder mit seinem Privatvermögen gehaftet“, erklärt Münzmay. „Auf Dauer hätte man das so nicht aufrecht halten können.“ Dennoch gibt es neben den Vereinsmitgliedern weiterhin einige, die sich nur als Spender betätigen – insbesondere Firmen.

Wie wichtig es ist, Unterstützer an seiner Seite zu haben, zeigt sich beim Blick in die Geschichte des Verschönerungsvereins insbesondere beim Großprojekt Burgsanierung: Die geschätzten Baukosten der Grabungs- und Instandsetzungsarbeiten betrugen rund 270000 Euro. Der Verschönerungsverein konnte davon rund 100000 Euro durch Spenden beisteuern.

Noch heute bringen sich die Aktiven des Vereins bei Themen rund um die Löffelstelz ein. So beteiligen sie sich beispielsweise im Wechsel mit Scherbabuzzer und Volkshochschule am Burgdienst, wenn die Löffelstelz sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr in der Zeit von Mai bis Oktober ihre Tore für Besucher öffnet. Zudem wurde erst im vergangenen Jahr dem „Burggeist“ durch den Verschönerungsverein Leben eingehaucht: Die Skulptur begrüßt per Bewegungsmelder Besucher im vorderen Keller. „Eines ist sicher: Die Burgruine Löffelstelz wird auch in Zukunft im besonderen Fokus des Verschönerungsvereins stehen“, heißt es auf der Internetseite des Verschönerungsvereins. Kein Wunder: Schließlich haben sich die damals im Verein engagierten Bürger bereits kurz nach der Gründung viele Jahre auf der Löffelstelz eingebracht, um von 1902 bis 1911 die Ruine instand zu setzen.

Badeplatz Jörgenwaag: Der Verschönerungsverein war Begründer und Betreiber des ersten öffentlichen Freibads an der Enz und hat die Zuständigkeit im Jahr 1900 an die Gemeinde übergeben.
Badeplatz Jörgenwaag: Der Verschönerungsverein war Begründer und Betreiber des ersten öffentlichen Freibads an der Enz und hat die Zuständigkeit im Jahr 1900 an die Gemeinde übergeben.

Passend zum Sommer noch ein Hinweis zum Schluss: Der Verschönerungsverein war übrigens auch der Begründer und Betreiber des ersten öffentlichen Freibads an der Enz. All die hier erwähnten – und auch die aus Platzgründen ausgesparten – Aktionen waren nur durch Spenden möglich. Und somit trägt jeder, der etwas gibt, zur Verschönerung der Stadt bei.

Elektronische Postkarten - hier aus Mühlhausen - gibt es auf der Vereinsseite gleich mehrere.
Elektronische Postkarten - hier aus Mühlhausen - gibt es auf der Vereinsseite gleich mehrere.
Manchmal reichen Kleinigkeiten, wie ein Blumenbeet an der B10, um eine Freude zu machen.
Manchmal reichen Kleinigkeiten, wie ein Blumenbeet an der B10, um eine Freude zu machen.
 

Mehr Informationen zum Verschönerungsverein Mühlacker gibt es im Internet unter www.verschoenerungsverein-muehlacker.de

Mühlacker Tagblatt vom 03.06.2017, Text: Ramona Deeg, Fotos: Deeg und Archiv des Verschönerungsvereins/Scheytt