24.10.2012
Ausstellung "Mühlacker und seine Stadtteile auf Ansichtskarten von 1897 bis heute" eröffnet – Neue E-Card kommt
Circa 700 historische Ansichtskarten mit Motiven aus Mühlacker und seinen Stadtteilen sind im Foyer des Mühlacker Rathauses zu sehen. Am Montagabend wurde die vom Verschönerungsverein organisierte Ausstellung eröffnet. Wolfgang Lichtner und seine Frau Irene haben die Postkarten gesammelt.
MÜHLACKER. Briefmarkensammeln ist ein gemeinsames Hobby von Irene und Wolfgang Lichtner. Vor 30 Jahren besuchten sie einen Großtauschtag. Irene Lichtner entdeckte dort zwei Ansichtskarten mit Motiven aus Mühlacker. So entstand die Idee, weitere Postkarten aus der Stadt und ihren Stadtteilen zu sammeln. Mehr als 800 spannende Dokumente der Zeitgeschichte sind auf diese Weise mittlerweile zusammengekommen. Ein Großteil davon kann in den kommenden Wochen im Rathaus bewundert werden.
Wie Oberbürgermeister Frank Schneider bei der von rund 80 Gästen besuchten Ausstellungseröffnung betonte, passe die Sammlung sehr gut zur Geschichte des 1892 ins Leben gerufenen Verschönerungsvereins. Die ältesten der gezeigten Ansichtskarten stammten aus dem Jahr 1897. Nicht nur das 120-Jahr-Jubiläum des Vereins werde durch die Ausstellung erlebbar, sondern die Schau mache auch die „Geschichte Mühlackers und seiner Stadtteile nachvollziehbar“, sagte Schneider. Unter anderem die Veränderungen des Enzvorlandes und alte und nicht mehr existente Bauwerke seien in der chronologisch aufgebauten Ausstellung zu sehen.
Wolfgang Lichtner ging bei der Vernissage auch allgemein auf die Geschichte von Postkarten ein. 1860 sei die Deutsche Reichspost gegründet worden. Sie habe erste Postkarten herausgegeben. Ab 1890 seien diese in größerem Umfang auf den Markt gekommen. „Postkarten waren die billigste Art für Mitteilungen“, blickte Lichtner zurück. Viele Karten gebe es aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Als Bahnhaltepunkt und Lazarettort seien in Mühlacker viele Postkarten von Soldaten geschrieben worden. Später habe es wegen der Zensur nur noch wenige Ansichtskarten gegeben. Sender und Bahnlinie hätten nicht öffentlich gezeigt werden dürfen, weil sie potenzielle Angriffsziel waren.
Ab 1955 seien Postkarten erschienen, die von Einzelhandelsgeschäften angeboten worden seien. Die Stadtteile hätten dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen. Mit dem Einzug der Digitalfotografie seienAnsichtskarten fast komplett verschwunden. Er habe das Sammeln inzwischen aufgegeben, sagte Wolfgang Lichtner bei der Vernissage, die von Musiklehrer Günay Gökoglu sowie den Schülern Tom Simon Siegrist, Carsten Jurende, Moritz Schäfer, Jonas Moosawi, Alexander Jenett und Sebastian Behrendt von der Mühlacker Musikschule Gutmann umrahmt wurde.
Selbst die Beerdigung von Mordopfern dient als Illustration
Die Schau werde, so hoffe und erwarte er, auf ein reges Interesse stoßen, blickte Ewald Scheytt, Schriftführer des Verschönerungsvereins, voraus. Die Ansichtskarten enthüllten schließlich Interessantes aus der Historie und führten Veränderungen im Stadtbild anschaulich vor Augen. Neben zahlreichen Aufnahmen, die die Entstehungsgeschichte des Senders dokumentierten, gebe es auch überraschende bis skurrile Exemplare zu entdecken, verwies Scheytt auf Postkarten aus Mühlhausen, die die Beerdigung der Opfer des Massenmörders Wagner zeigen.
Rathaus Ein erfreulicheres Motiv werde demnächst auch außerhalb der Schau im Rathaus seinen Weg in die Öffentlichkeit finden, kündigte Ewald Scheytt eine weitere E-Card an, die der Verschönerungsverein im Lauf des kommenden Monats auf seiner Homepage bereitstellen werde. Bisher seien zwei Karten angeboten worden, mit denen Ansichten aus Mühlacker auf elektronischem Weg verschickt werden könnten. Nun werde die Reihe durch ein zur Jahreszeit passendes Motiv erweitert.
Mühlacker Tagblatt vom 24.10.2012, Text: Volker Henkel und Carolin Becker, Fotos: Fotomoment (1), privat