11.02.2012
Im Jubiläumsjahr des Mühlacker Verschönerungsvereins lassen unter anderem digitale Postkarten und Wiesenblumen grüßen.
Der Verschönerungsverein Mühlacker wird in diesem Jahr 120 Jahre alt. Anstelle einer rauschenden Feier wollen die Mitglieder und Freunde des Vereins in ihrem Jubiläumsjahr mit verschiedenen Aktionen auf sich aufmerksam machen.
MÜHLACKER. Beispielsweise mit einer Ausstellung von sehenswerten Postkarten, die den gewaltigen Wandel widerspiegeln, den das Gesicht der Stadt seit dem frühen 20. Jahrhundert erlebt hat. Die Schau wird vom 22. Oktober bis zum 9. November im Mühlacker Rathaus zu sehen sein und basiert auf der Sammlung von Wolfgang Lichtner. Eine Auswahl aus dem 800 Karten umfassenden Fundus des Sammlers ist seit wenigen Tagen auf der Internetseite des Verschönerungsvereins zu sehen. Ein besonders schönes Exemplar kann von der Homepage des Vereins aus elektronisch mit individuellem Grußtext als sogenannte E-Card verschickt werden. So erlebt diese Postkarte aus dem Jahr 1907 eine zu ihrer Entstehungszeit ungeahnte Neuauflage im Digitalzeitalter.
Dass die Postkarten interessierte Blicke auf sich ziehen, beobachtet Ewald Scheytt, der beim Verschönerungsverein für den Inhalt der Internetseite verantwortlich ist.
„Wir haben hohe Klickzahlen“, sagt er mit Blick auf die Schau im Netz. Der Schriftführer, der zusammen mit dem Vorsitzenden Albrecht Münzmay die Geschicke des Vereins lenkt, berichtet, dass auch die ECard sehr gut ankomme.
Neben den neuen Aktivitäten im Internet planen die Verschönerer der Stadt in diesem Jahr noch viele weitere Aktionen. So wollen sie am Dammweg an der Böschung zur Enz und auf dem Mittelstreifen der B 10 an der Pforzheimer Straße ein Meer aus Wiesenblumen zum Blühen bringen. Als weiteren Beitrag zu einer attraktiven und lebenswerten Stadt will der Verein mit einer Stele an Enzfluten vergangener Zeiten aufmerksam machen.
Die steinernen Hochwassermarken, die bis zum Abriss und Neubau Anfang der 80er Jahre am alten Gebäude der Firma Farben Geissel an der Enzstraße zu finden waren, sollen in eine neue Stele eingearbeitet und zu einer dauerhaften Erinnerung an die Fluten des Flusses werden. Geplant ist laut Münzmay, der die neue Stele entworfen hat, diese auf der anderen Straßenseite in der Nähe zur Bushaltestelle bei der Villa Bauer im Wertle zu platzieren. Wann die Stele feierlich enthüllt wird, stehe noch nicht fest, so der Vereinschef.
Burggeist der Künstlerin Beck soll in der Löffelstelz installiert werden
Der Verein will außerdem dafür sorgen, dass die wohl letzte Skulptur, die die Mühlacker Bildhauerin und Malerin Gerlinde Beck laut Münzmay vor ihrem Tod realisiert hat, innerhalb der Mauern der Burgruine Löffelstelz aufgestellt wird. Das Werk findet sich im Besitz des Verschönerungsvereins, dessen größtes Problem noch die Stromzuleitung zur Skulptur darstellt. Im abstrakt gehaltenen Kunstwerk mit dem Titel „Burggeist“ sei ein Tonband eingebaut, auf das Beck eine Begrüßung gesprochen habe. „Ich bin der Burggeist und heiße Sie in der Stadt herzlich willkommen“, lautet nach Münzmay in etwa der Text, den die Künstlerin den Besuchern der Burganlage künftig aus dem Off, angeregt durch einen Bewegungsmelder, zuraunen könnte.
Der Verein denkt freilich über das Jahr 2012 hinaus. Besonders im Blick haben Scheytt, Münzmay und der harte Kern der Aktiven das Jahr 2015, in dem die kleine Gartenschau an der Enz Massen von Besuchern in die Stadt locken wird. „Wir haben vor, im Rahmen der Gartenschau besonders Projekte von Schulen zu fördern.“ Eine junge Zielgruppe anzusprechen, ist dem Verein auch deshalb wichtig, weil die meisten Mit glieder um die 60 Jahre alt sind. Über mehr jüngere Mitstreiter würden sich Münzmay und Scheytt freuen.
Dass die Identifikation mit der Stadt nachlässt, glaubt der Vereinschef nicht, der seit 25 Jahren an der Spitze der Stadtverschönerer unermüdlich Projekte initiiert und Spenden für die gute Sache eintreibt. „Wenn sich jeder in der Stadt engagiert, dann tut sich auch was“, ist Münzmay überzeugt, der besonders stolz auf die 100 000 Euro ist, die der Verein zugunsten der Burgsanierung einsammeln konnte.
Der Verschönerungsverein sei „kein Festlesverein“, betonen Münzmay und Scheytt unisono. Deshalb verzichten die Streiter für das Schöne in der Stadt auch auf einen Festakt. „Selbstbeweihräucherung ist nicht unsere Sache“, so Münzmay. Man wolle sich auch in diesem besonderen Jahr lieber der Umsetzung konkreter Vorhaben widmen. Einmal im Jahr, immer am ersten Sonntag im April, halten aber auch die unermüdlichen „Schaffer“ ein Sektglas in der Hand. „Wenn die Burgsaison mit den Führungen beginnt, geben wir an der Löffelstelz einen Empfang“, sagt Vereinschef Münzmay.
Die Fotos der Postkarten mit Ansichten von Mühlacker und seinen Stadtteilen sowie viele weitere Informationen finden Sie unter www.verschoenerungsverein-muehlacker.de .
Mühlacker Tagblatt vom 11.2.2012, Text: Maik Disselhoff und Thomas Eier, Foto: privat